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Die bizarre Realität des Kunststoffrecyclings

Als ich geboren wurde, passte der ganze Müll in eine kleine Metalltonne, heute brauchen wir dafür vier große Mülltonnen. Heute ist der 10. Oktober 2024 und der Nationale Tag der Nachhaltigkeit wirft ein Licht auf ein Thema, das oft als Lösung für Umweltprobleme dargestellt wird: das Kunststoffrecycling. Trotz der schönen Versprechungen großer Unternehmen und der Unterstützung ehrgeiziger staatlicher Initiativen erweist sich die Praxis des Kunststoffrecyclings als komplexer und weit weniger effektiv als oft dargestellt. Dieser Artikel taucht in die aktuelle Recyclinglandschaft ein und zeigt anhand von Forschungsergebnissen und Expertenmeinungen die tatsächlichen Auswirkungen des Recyclings auf unseren Planeten auf.

55 Jahre Abfallentwicklung
Retulp-Mission Kunststoffabfälle kein Recycling 2025

Fehlinformationen zum Kunststoffrecycling

Vor kurzem besuchte ich die Abfallentsorgungsanlage unserer Gemeinde, wo täglich ein großer Berg getrennter PMD-Abfälle ankommt. Zu meiner Überraschung landet etwa die Hälfte dieses Mülls direkt in der Verbrennungsanlage. Dieser Abfallberg wird nämlich täglich kontrolliert und nur dann freigegeben, wenn er fast ausschließlich aus Einwegverpackungen besteht und nicht in undurchsichtigen Säcken versteckt ist. Große Unternehmen und Regierungen kommunizieren unauffällig über das Recycling von Kunststoffen, für das sie kaum zur Rechenschaft gezogen werden. Werden wir alle absichtlich in die Irre geführt, wenn es um das Recycling von Kunststoffen geht?

Recycling ist eine Scheinlösung der multinationalen Konzerne

In den letzten Jahren haben große multinationale Unternehmen wie McDonald's, Procter & Gamble, Unilever und Coca-Cola ehrgeizige Ziele veröffentlicht und versprochen, dass ihre Produktverpackungen bis 2025 oder 2030 vollständig aus erneuerbaren, kompostierbaren oder recycelten Materialien bestehen werden. Was jedoch oft unerwähnt bleibt, ist der prognostizierte Anstieg der Kunststoffproduktion um 40 % in den nächsten 10 Jahren. Diese Unternehmen planen, in erheblichem Maße von diesem Wachstum zu profitieren, während eine absolute Verringerung des Kunststoffverbrauchs völlig ausbleibt. Die Versprechen des Recyclings werden durch das unbegrenzte Wachstum der Kunststoffproduktion überschattet, was ernsthafte Zweifel an der Wirkung dieser Initiativen aufkommen lässt. Quelle: Plastic Soup Foundation

Die harte Wahrheit über Downcycling

Das derzeitige System des Kunststoffrecyclings in den Niederlanden, bei dem Kunststoffabfälle gemischt gesammelt werden, führt nicht zu einem hochwertigen Recycling, sondern zu einem Downcycling. Das bedeutet, dass der recycelte Kunststoff von so minderer Qualität ist, dass er nicht für dieselben Anwendungen, insbesondere Lebensmittelverpackungen, verwendet werden kann. Früher wurde ein Teil dieser Abfälle in Länder wie China exportiert, doch seit der Schließung der Grenzen für ausländische Abfälle werden auch alternative Exportmärkte wie andere asiatische Länder strenger kontrolliert. Die geringere Qualität und die begrenzte Verwendbarkeit von recyceltem Kunststoff untergraben die vorgeschlagene Wirksamkeit des Recyclings als Lösung für die Plastiksuppe. Die einzige Lösung besteht darin, weniger Einwegkunststoffe zu produzieren und das Recycling zu erhöhen. Quelle: Plastic Soup Foundation

Lobbies Einwegverpackungen Industrie verlangsamt sich weiter

Nach einem langen und intensiven politischen Kampf hat sich die Europäische Union kürzlich auf die neue europäische Verpackungsverordnung geeinigt. Diese Verordnung zielt darauf ab, die ständig wachsende Menge an Verpackungsabfällen einzudämmen, indem sie den Mitgliedstaaten verbindliche Ziele vorgibt, die Verpackungsabfälle bis 2030 um 5 %, bis 2035 um 10 % und bis 2040 um 15 % zu reduzieren. Darüber hinaus wurden Ziele für die Einführung von Mehrwegverpackungen in bestimmten Sektoren festgelegt. Trotz dieses Fortschritts zeigt die Vereinbarung aber auch, wie die negative Lobbyarbeit der Industrie den Ehrgeiz erheblich dämpfen konnte.

Besonders enttäuschend ist, dass die Beschränkungen für unnötige Verpackungen nur für Einweg-Plastikverpackungen gelten und nicht für alle Einwegverpackungsmaterialien (wie im ursprünglichen Vorschlag vorgesehen). Infolgedessen befürchten wir eine Materialverschiebung von Plastik zu Papier und Pappe, was den Druck auf unsere Wälder weiter erhöht. Quelle: Fair Resource Foundation, Janine Röling - Recycling Network Benelux

Auch Biokunststoffe bieten keine Lösung

Obwohl die meisten Kunststoffe theoretisch recycelbar sind, zeigt die Praxis, dass die tatsächlichen Recyclingraten laut Stichting Natuur & Milieu enttäuschend niedrig sind. Die Diskussion um Biokunststoffe fügt hier eine weitere Dimension hinzu. Biobasierte Kunststoffe, die aus nachwachsenden Rohstoffen wie Maisstärke oder Zuckerrohr hergestellt werden, sind ebenfalls problematisch. Sie zerfallen nicht unter natürlichen Bedingungen oder innerhalb der Zeitspanne der in den Niederlanden üblichen Kompostieranlagen, was zu Mikroplastik führt, das schließlich in die Umwelt gelangt. Hier sind andere Lösungen gefragt, um die Umweltauswirkungen von Kunststoffabfällen zu verringern. Quelle: Natuur & Milieu

Der Untergang der niederländischen Recyclingunternehmen

Die niederländische Recyclingindustrie steht unter großem Druck, da die Verwerter Schwierigkeiten haben, ihre recycelten Kunststoffe zu vermarkten. Die Kosten und die Qualität der vor Ort recycelten Kunststoffe können nicht mit den billigeren und manchmal hochwertigeren Materialien aus Ländern wie den USA und Asien konkurrieren. Dies hat dazu geführt, dass Recyclingaktivitäten in den Niederlanden oft wirtschaftlich unattraktiv sind. Boris van der Ham von VA unterstreicht die Dringlichkeit neuer europäischer Regelungen, um die Recyclingindustrie zu unterstützen und ihren Zusammenbruch zu verhindern. Quelle: NU.nl, Boris van der Ham - Vereniging Afvalbedrijven (VA)

Infografik Retulp Mission Indisposable

Null Abfall

Elisah Pals, Initiatorin von Zero Waste Netherlands, argumentiert, dass recycelter Kunststoff oft nicht die nachhaltige Lösung ist, für die ihn viele halten. Bei der Philosophie von Zero Waste geht es um die Minimierung von Abfällen durch Verwerfen, Reduzieren, Wiederverwenden, Reparieren und Umgestalten, bevor Recycling überhaupt in Betracht gezogen wird. Der Grund dafür ist, dass viele recycelte Materialien für minderwertige Produkte verwendet werden, die nicht zu einer Kreislaufwirtschaft beitragen. Dies unterstreicht die Bedeutung eines grundlegenden Wechsels vom Recycling zu hauptsächlich präventiven Ansätzen. Quelle: Zero Waste Netherlands, Elisah Pals.

Greenwashing und Täuschung

Supermärkte suggerieren, dass Kunststoff tatsächlich recycelt wird, was die Privatpersonen in die Irre führt. Die Wiederverwertbarkeit wird stark übertrieben, was auf eine Form von Greenwashing hinausläuft: die Behauptung von Nachhaltigkeit, ohne die Versprechen zu halten. In den Niederlanden wurden im Jahr 2022 nur 7 % des Kunststoffs in einem geschlossenen Kreislauf recycelt(Nationales Institut für öffentliche Gesundheit und Umwelt, 2022). 39 % wurden downgecycelt, d. h. die Produkte wurden in weniger wertvolle Materialien umgewandelt.

Fazit: Die Zukunft ist wiederverwendbar

Einwegplastik ist ein großes Umweltproblem, das von der Arktis bis in die tiefsten Ozeane und sogar in unserem eigenen Körper vorkommt. Diese Art von Plastik verursacht das Sterben von Tieren und gelangt über Mikroplastik in unsere Nahrungskette. Es ist höchste Zeit, unsere Produktionsmethoden zu überdenken und sich für wiederverwendbare Produkte zu entscheiden, die weniger umweltschädlich sind. Obwohl viele Menschen denken, dass Recycling besser ist, zeigen Studien, dass wiederverwendbare Becher bereits nach fünfmaligem Gebrauch umweltfreundlicher sind als Einwegbecher. Auch die europäische Gesetzgebung unterstützt die Reduzierung von Einwegplastik und fördert die Verwendung von wiederverwendbaren Alternativen. Echte Nachhaltigkeit erfordert eine deutliche Verringerung der Plastikproduktion, eine Umstellung auf alternative Materialien und die Förderung von Wiederverwendung und Abfallvermeidung. Die Zukunft ist wiederverwendbar - Reuse, Reduce, Retulp.